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gab-gam gar-gar garo-garo gen-giu

Künstler II - G

NameLebensdatenHerkunftsortArbeitsland
 
GaroveFamilie aus Bissone
  Die Mitglieder dieser noch wenig erforschten Familie sind in der kunstgeschichtlichen Literatur unter verschiedenen Namen bekannt:
Carove, Caroveri, Carovi, Gabri, Garof, Garon, Garovi, Garovio, Garovo, Garuo, de Garviis, Garvo, Grove. In den Pfarreiregistern sind sie als de Garuis eingetragen.
Nach der Heirat zwischen Simone Garove und Simona Allio aus Scaria im Val d'Intelvi, um 1550, hiess der neue Zweig Garove Allio bzw. Garovaglio.
Simonas Vater war übrigens der 1558 von Kaiser Ferdinand I. geadelte Architekt Domenico Allio, dessen Brüder und Kinder sich seither De Allio oder dell'Allio nannten (siehe seine Biographie auf dieser Webseite).
Die Architekten und Künstler aus der großen Familie Garove fanden bisher kaum Eingang in die Forschung. Ein Grund mag darin liegen, dass der Name in jedem Land anders geschrieben wird und man sie nicht miteinander in Verbindung brachte. Der früheste bisher bekannte ist Simone Garove, genannt di San Fantin, der 1470 als Marmorhändler in Venedig erwähnt wird. Der Name Simone taucht im Stammbaum laufend wieder auf, vgl. den folgenden Andrea Simone Garove.
  Familie Garove (Treccani)
Domenico dell'Allio
 
GaroveAndrea Simone1652 - ca. 1717BissoneA
 Architekt. Da er angeblich am 11.09.1652 in Lenno, Ortsteil Casanova, am Comersee unterhalb des Val d Intelvi geboren wurde, stammt er wahrscheinlich aus dem Zweig Garove Allio. 1691 heiratete er in Wien Maria Maddalena Ceresola aus Lanzo d'Intelvi, deren Vater Festungsingenieur in Ungarn war (siehe Künstlerliste II, CER-CRE).
 1690 war Andrea Simone Polier beim Architekten Francesco Martinelli (1651-1708), der ebenfalls vom Comersee stammte.
 Ab 1697 Bauleiter für das von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfene Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen in der Wiener Innenstadt.
Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen

Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen, Wien, erbaut ab 1697

 Das Palais wurde 2007-2013 vollständig renoviert und wird heute gemeinsam mit Schloss Belvedere für Ausstellungen benutzt.
 1698-1701 Mitarbeit am ehemaligen Piaristenkloster, zusammen mit dem künftigen Architekten Donato Felice Allio aus Scaria im Val d'Intelvi (1677-1761).
 1716 Umbau eines zweistöckigen Hauses in der Domgasse 5, in dem Garove selber wohnte, bis es 1719 sein Schwiegersohn Alberto Camesina übernahm. Heute ist es als Mozarthaus bekannt und beherbergt ein Informationszentrum über Leben und Werk des Komponisten, der 1784-1787 hier wohnte.
Mozarthaus in Wien

Mozarthaus in Wien

 Andrea Simones ältere Tochter Maria Elisabeth heiratete den in Wien tätigen Stuckateur Alberto Camesina aus San Vittore, Graubünden (CH), seine jüngere Tochter Maria Francesca den Sohn des Architekten Donato Felice Allio, Francesco Andrea Allio (1701-1736).
  Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen
Mozarthaus, Wien
 
GaroveAntonio- 1593BissoneCZ
 = Antonio Gabri. Architekt. (Vater: Giovanni Antonio; Bruder: Pietro).
Kam um 1570 mit der ganzen Familie nach Brno (dt. Brünn) im heutigen Tschechien. Eventuell holte ihn Leonardo Garove, der 1574 in Moravský Krumlov unweit von Brno starb.
  cs.Wikipedia, Antonio Garove
 
GaroveCarlo Geronimo1630 - 1697BissoneS
 = Carove. Stuckateur und Bildhauer. (Vater: Simone; Bruder: Giovanni Battista).
1667 holte ihn sein älterer Bruder nach Schweden. Stuckreliefs in der Grabkapelle für den Feldmarschall Lars Kagg (gest. 1661) neben der Kirche von Floda (Bezirk Södermanland südlich von Stockholm).
Grabkapelle für Feldmarschall Lars Kagg

Grabkapelle für Feldmarschall Lars Kagg neben der Kirche von Floda (S)

 
Stuckaturen in der Grabkapelle für Feldmarschall Lars Kagg

Carlo Garove,
Stuckaturen in der Grabkapelle
für Feldmarschall Lars Kagg
neben der Kirche von Floda (S)

Stuckaturen in der Grabkapelle für Feldmarschall Lars Kagg

Aus: Bennett, R., Lindgren,
M.: Floda kyrka : Oppunda härad,
Södermanland, Riksantikvarieämbetet
och Kungl. Vitterhets-,
Historie- och Antikvitets Akademien,
Stockholm 1988

Mit Dank an Herrn Martin Pozsgai,
Einsiedeln (CH) für die Abbildungen.

 Ab 1667 arbeitete Carlo im Schloss Drottningholm bei Stockholm, das nach einem Brand 1662-1681 im barocken Stil neu erbaut wurde (u.a. stuckierte Decke im Stensalen). Das Schloß ist heute Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie.
Schloss Drottningholm

Schloss Drottningholm, erbaut ab 1662 von Nicodemus Tessin d.Ä.

 
 1667-1673 ließ Reichskanzler Magnus Gabriel de la Gardie die Klosterkirche in Varnhem bei Göteborg vom Architekten Nicodemus Tessin d.Ä. neu gestalten. Die Stuckdekorationen schuf Carlo Garove.
 Ferner dekorierte er das 1668-1685 erbaute Schloß Finspång östlich von Stockholm, das heute der Firma Siemens gehört.
Schloß Finspang, Schweden

Schloß Finspang, Schweden, erbaut 1668-1685, mit Stuckaturen von Carlo Garove

 Weitere Arbeiten in den Schlössern Mälsaker, Karlberg (königliches Lustschloss bis 1792, seither Kadettenschule), Ericsberg und Nynäs.
Carlo Garove, Stuckdecke im Schloss Nynäs bei Stockholm

Carlo Garove, Stuckdecke im Schloss Nynäs bei Stockholm

 
 Carlo Garove starb 1697 in Drottningholm, Schweden.
  sv.Wikipedia, Carlo Garove
Schloss Drottningholm
 
GaroveDomenico1651 -BissoneA
  Stuckateur (= Giovanni Domenico, geb. 23.7.1651 Bissone; Vater: Carlo Leone; Mutter: Carola Lucia Tencalla)
1682-1687 arbeitete er in der Klosterkirche Garsten in Oberösterreich, zusammen mit Giovanni Battista Carloni aus Scaria (I) und Giovanni Pietro Camuzzi aus Montagnola.
Hier ist ein Beispiel des üppigen Deckenstucks.
Klosterkirche Garsten (A), Stuckaturen von Giovanni Battista Carloni, Domenico Garove und Pietro Francesco Camuzzi

Klosterkirche Garsten (A),
Stuckaturen von
Giovanni Battista Carloni,
Domenico Garove
und Pietro Francesco Camuzzi,
Fresken von
Giovanni Antonio Gagliardi,
1682-1687

  Stift Garsten (A)
 
GaroveFrancesco- 1591BissoneCZ
 Architekt. (Bruder: Leonardo?). Als Garof de Bisson bezeichnet.
Architekt in der Stadt Dačice (dt. Datschitz), Bez. Jindřichův Hradec (CZ), die durch den Tuchhandel zu Wohlstand gekommen war.
1559 Umbau des alten Rathauses
1572-79 Altes Schloß
Altes Schloß in Dačice (CZ), erbaut von Francesco Garove

Altes Schloß in Dačice (CZ), erbaut von Francesco Garove, 1572-1579

 
 Vor 1591 Bau des Neuen Schlosses.
Neues Schloß in Dačice (CZ)

Neues Schloß in Dačice (CZ), erbaut von Francesco Garove, vor 1591

 
 Lit: Handbuch der Historischen Stätten: Böhmen und Mähren, Kröner Verlag, Stuttgart 1998
  cs.Wikipedia, Neues Schloß in Dačice
 
GaroveGeronimo (= Girolamo)ca. 1560 - 1608BissoneI
 Architekt. (Vater: Simone). Arbeitete mit Domenico und Giovanni Fontana und Carlo Maderno in Rom.
 
GaroveGiovanni Battista1624 -BissoneS
 Stuckateur. (Vater: Simone; Bruder: Carlo Geronimo).
Arbeitete 1664-1674 in Schweden, anschließend in Deutschland.
 Nach Schweden holte ihn die aus Schleswig Holstein stammende Königinwitwe Hedwig Eleonora, die sich besonders für Architektur und Malerei interessierte. Sie ließ ab 1662 das Schloss Drottningholm bei Stockholm erbauen und zog Künstler aus Italien an ihren Hof.
Portrait der Königin Hedwig Eleonora von Schweden

David von Krafft (1655-1724),
Portrait der Königin Hedwig Eleonora
von Schweden, ca. 1706

 Bereits ihre Vorgängerin, Königin Christina von Schweden (reg. 1632-1654), war der italienischen Kunst sehr zugetan und lebte seit 1655 in Rom, wo sie 1689 starb. Ihr Grabdenkmal im Petersdom wurde übrigens vom Architekten Carlo Fontana aus Novazzano errichtet. Es könnte also gut sein, dass Christina auf die Brüder Garove aufmerksam wurde, die wahrscheinlich in Rom ihre Ausbildung erhielten. Denn dort waren mehrere Mitglieder der Familie Garove tätig, z.B. Leone, dessen Tochter Anastasia die Mutter des Architekten Francesco Borromini (1599-1667) war.
 Giovanni Garove schmückte das Innere und die Fassade des ab 1662 im Bau befindlichen Schlosses Drottningholm, ab 1667 zusammen mit seinem Bruder Carlo.
Wappen der Königin Hedwig Eleonore im Treppenhaus von Schloss Drottningholm

Giovanni Garove,
Wappen der Königin Hedwig Eleonore
im Treppenhaus
von Schloss Drottningholm,
Stockholm (S)

 Ferner Stuckdekorationen (zerstört) im Schloss Skokloster des Feldherrn Karl Gustav Wrangel in Stockholm.
 1672-73 Neun Stuckdecken im Palast des Generalmajors Thomas van der Noot in Stockholm.
 Ab 1675 lebte Giovanni Garove in Deutschland, wo er als Caroveri bekannt wurde. Sicher spielten dabei die Beziehungen von Königin Hedwig Eleonora zu ihren deutschen Verwandten eine Rolle: ihre Mutter war Maria Elisabeth von Sachsen (1610-1684).
 1677-79 im Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels (Sachsen-Anhalt): Garoves Stuckdekorationen sind in zwei Räumen und in der Schlosskapelle erhalten.
 1679 im Schloss Christiansburg (Eisenberg in Thüringen), zusammen mit Bartolomeo Quadri aus Agno. Die Stuckaturen sind nicht erhalten.
 1681 Leipzig Alte Börse: Stuckdecken, 1687 vollendet von Giovanni Simonetti aus Roveredo (GR). Das Gebäude fiel im 2. Weltkrieg 1943 einem Brand zum Opfer.
 1682 Berliner Stadtschloss, zusammen mit Giovanni Simonetti: Stuckdecke im großen Treppenhaus. das im Februar 1945 ausbrannte. Ein Fragment davon ist im Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick ausgestellt.
 1683-84 Schloss Friedenstein in Gotha, Thüringen: Im Inneren sind der Festsaal sowie Empfangs- und Wohnräume aus der zweiten Ausstattungsphase von 1683 bis 1697 unter Herzog Friedrich I. erhalten. Sie wurden unter der Leitung von Giovanni Caroveri ausgeführt.
Schloss Friedenstein in Gotha, Thüringen (D), Stuckdecke von Giovanni Garove

Schloss Friedenstein in Gotha, Thüringen (D),
Stuckdecke von Giovanni Garove und Samuel und Johann Peter Rust, 1683-1684

 1683-87 Schlosskirche in Eisenberg, zusammen mit Bartolomeo Quadri. Sie gilt als die prunkvollste Barockkirche in Thüringen.
Schlosskirche in Eisenberg, Thüringen (D)

Schlosskirche in Eisenberg,
Thüringen (D),
mit Stuckaturen von Giovanni Garove
und Bartolomeo Quadri, 1683-1687

Schlosskirche Eisenberg, Stuckgeländer von Giovanni Garove und Bartolomeo Quadri

Schlosskirche Eisenberg, Stuckgeländer von Giovanni Garove und Bartolomeo Quadri, 1683-1687

 1684-1690 im Schloss Köpenick, Berlin, zusammen mit Giovanni Simonetti: 29 Stuckdecken, darunter der Wappensaal. Als einmalig nördlich der Alpen gilt die kunstvolle Stuckatur des italienischen Meisters Giovanni Caroveri. Die aufwendigen Renovierungsarbeiten sind noch im Gange.
  sv.Wikipedia, Giovanni Garove
Königin Hedwig Eleonora von Schweden
Schlosskirche Eisenberg, mit zahlreichen Abb. der Stuckaturen
Schloss Friedenstein
Stuckrestaurierung Schloss Köpenick
 
 
 
 © U. Stevens 2014 / 2015
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