Tessiner Künstler in Europa
13.-19. Jahrhundert

Fassade des Petersdomes von Carlo Maderno

Carlo Maderno, Fassade des Petersdoms in Rom, 1607-1612

Die Webseite Tessiner Künstler in Europa vermittelt einen Überblick über das Phänomen der Auswanderung ab dem 13. Jahrhundert und stellt Architekten, Bildhauer, Stuckateure und Maler vor, die aus der italienischen Schweiz und den umliegenden Dörfern der Lombardei stammen. Sie sind in zwei Kategorien eingeteilt: die Rubrik Künstler I umfasst in alphabetischer Reihenfolge diejenigen, über die bereits Artikel im Internet zu finden sind (530 Namen sowie 41 Biografien). Die Rubrik Künstler II enthält kürzere oder längere Einträge über weitere 770 Architekten und Künstler mit den bisher über sie verfügbaren Informationen, Abbildungen und weiterführenden Links. Dabei wurden nur diejenigen aufgenommen, deren Lebenslauf und Werke dokumentiert sind. Weitere 1.060 Namen bleiben vorläufig in der Schublade, bis detailliertere Informationen und Fotografien ihrer Werke auftauchen.

Die ungewöhnlich große Zahl von Auswanderern erklärt sich aus den kargen Lebensverhältnissen in den Tessiner Dörfern und fehlenden lokalen Auftraggebern. Ganze Familien waren gezwungen, ihr Brot außerhalb der Heimat zu verdienen, zuerst in Italien, wo sie bereits vor 1200 an den grossen Baustellen der aufblühenden Stadtstaaten wie etwa Genua mitwirkten. Ihren Höhepunkt erreichte die Auswanderung nach Italien im 16.-18. Jahrhundert während der Renaissance- und Barockzeit.

Ab dem 16. Jahrhundert zog es viele von ihnen nach Osteuropa, wo vor allem Festungsingenieure gesucht wurden. Bald darauf eröffneten sich ungeahnte Arbeitsmöglichkeiten nördlich der Alpen, denn der 30-jährige Krieg, der 1648 zu Ende ging, hatte weite Teile Europas in Schutt und Asche gelegt. Von Deutschland und Österreich bis nach England und Skandinavien, von Böhmen bis Russland wimmelte es nur so von welschen Architekten und Künstlern, die den nunmehr gefragten Barockstil in Italien gelernt hatten und sich rasch auch an die neueste Mode aus Versailles, das Rokoko, anzupassen wussten.

Die Sammlung der vorliegenden Informationen entstand im Laufe der letzten zwanzig Jahre auf privater Basis und wird hiermit einem weiteren Kreis von Forschern und Kunstfreunden zugänglich gemacht. Sie wurde in vier Suchkategorien unterteilt:

1. Künstlerlisten

Alphabetische Listen der aus dem heutigen Tessin stammenden

Architekten (A),
Bildhauer (B),
Stuckateure (S) und
Maler (M)

mit Angabe der Lebensdaten, des Herkunftsortes, des Berufes und des Landes, in dem sie tätig waren. Unter Künstler I wurden nur solche Namen aufgenommen, die in der kunstgeschichtlichen Literatur im Ausland dokumentiert sind, nicht aber solche, die in den Archiven ihres Heimatortes etwa als 1648 in Assisi tätig auftauchen. Für letztere wurde eine separate Liste unter dem Titel Künstler II erstellt, die vor allem deshalb von Interesse sein kann, weil sie die Auswanderung ganzer Familienverbände dokumentiert.

Auch Künstler, die aus dem italienischsprachigen Graubünden und italienischen Orten nahe der Grenze zum Tessin stammen, wurden berücksichtigt. Denn ihre Namen tauchen oft in Zusammenhang mit Tessiner Künstlern auf, sei es im Lehrer-Schüler-Verhältnis oder als Arbeitskollege, sei es durch Heirat, als Taufpate oder Trauzeuge.

Neben den beiden Künstlerlisten finden Sie noch die Liste Namensvarianten. Es kommt häufig vor, daß der gleiche Name in den alten Dokumenten auf verschiedene Arten geschrieben wird, etwa Bahr, Baur, Pario, Parr für Porro. Anhand dieser Liste ist es möglich, den Originalnamen zu finden und zur Biographie zu gelangen.

2. Biographien

Bedeutung des Künstlers, Lebenslauf und Beschreibung einiger charakteristischer Werke, mit Abbildungen und Literaturangaben.

Diese Biographien sind nicht in erster Linie für die Fachleute gedacht, sondern für einen breiten Leserkreis. Es wird daher versucht, auf wenigen Seiten die familiären, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und künstlerischen Aspekte des Aufenthalts im Arbeitsland zu skizzieren. Dabei wird bewusst auf die Verwendung kunstgeschichtlicher Fachausdrücke verzichtet.

Die Literaturangaben beschränken sich auf wichtige neuere Werke, die leicht zugänglich sind. Für ausführlichere Literatur zu Forschungszwecken wird auf nützliche Weblinks verwiesen. Im Text erwähnte Architekten oder Künstler, über die eine separate Biographie vorliegt, sind fett kursiv gedruckt.

3. Herkunftsorte

Alphabetische Liste der Orte im Tessin, im italienischsprachigen Graubünden und in der angrenzenden Lombardei, wie sie in der kunstgeschichtlichen Literatur vorkommen. Sie enthält Angaben zur geographischen Lage und heutigen Gemeindezugehörigkeit, sowie eine Namensliste der Künstler, die aus dem jeweiligen Dorf stammen.

4. Arbeitsorte

Hier finden Sie Informationen zur damaligen politischen und künstlerischen Situation in Regionen und Städten, wo besonders viele Künstler gearbeitet haben.

© 2012 Ursula Stevens

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